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KIR ROYAL – KULTURORT SCHULE

Eine kollektive künstlerische Intervention von Studierenden der Kunsthochschule Mainz in und mit der Kanonikus Kir Realschule+Mainz

17. bis 20. Januar 2022  

In der dritten Schulwoche des neuen Jahres sind Gäste der Kunsthochschule Mainz in der Schule, um der Schulgemeinschaft einen Einblick in künstlerische Arbeit und offenes kreatives Schaffen zu geben. Zahlreiche interessierte Schüler*innen schließen sich dem Team an, um gemeinsam die Schule als Kulturort zu begreifen und diesen mit zu gestalten. Deshalb bildet der Aufbau einer sich erst vor Ort entwickelnden Intervention (Eingriff) den Kern des Projektvorhabens.

In den vier Tagen vor Ort kann die Kunst in den Kontext der Schule wirken, die Künstler*innen und Schüler*innen arbeiten in großer Selbstverständlichkeit zusammen, unterstützen sich in ihrem Tun und strahlen eine angenehme gegenseitige Offenheit aus.

Die Arbeitsweisen und künstlerischen Zugänge der Studierenden sind sehr unterschiedlich:

Simon Tresbach untersucht Formelemente und deren Wahrnehmbarkeit im urbanen Raum. Eine auf Forschung beruhende Werkreihe zu den Negativformen eines besonderen Typs von Betontischtennisplatten, der auch auf dem Gelände der Schule zu finden ist, wird fortgesetzt. Mit einem äußerst interessierten und tatkräftigen Schüler*innen-Team wird eine solche Negativform aus Beton gegossen und im Anschluss in Korrespondenz zur Tischtennisplatte positioniert. Die Materialbeschaffenheit des Betons, seine Widerständigkeit und besondere Haptik wirken ebenso als Katalysator für den Austausch wie die offene, bestärkende Art des jungen Künstlers gegenüber den Schüler*innen.

Sophie Meurer ist Malerin. Eine Serie von Malereien mit kurzen Textfragmenten, Fragen und alltäglichen Floskeln nimmt sie mit in das Schulgebäude, um zu untersuchen, wie sich ihre Text – und Bildelemente im Kontext des schulischen Alltags und der Architektur verändern können, ob sich zum Beispiel neue Lesarten durch Platzierungen neben Hinweisschildern oder Aushängen ergeben. Für diese Untersuchung benötigt sie Unterstützung von Kenner*innen des Schulraums vor Ort. Die Schüler*innen empfinden es als wertschätzend, dass sie der Künstlerin bei der Erkundung des Gebäudes und bei der Entscheidung, wo die Arbeiten platziert werden könnten, hilfreich zu Seite stehen dürfen. Sie entdecken ihr schulisches Umfeld neu, äußern ihre Bedürfnisse und fühlen sich ernst genommen.

Leonard Schlöders künstlerisches Interesse ist auf Prozessuales und Veränderbares gerichtet. In die Schule trägt er einen großen Sack frittierter Krabbenchips, die mehrfach angesägt sind, so dass sie sich mit Geduld als Module zusammenstecken lassen.

„Im Rahmen des Projektes möchte ich meine ergebnisoffene Arbeitsweise an einem neuen Ort ausprobieren. Die Schule und ihre Akteure sollen hier zu einem Faktor werden, der den Entstehungsprozess der für dort geplanten Arbeit beeinflussen bzw. bestimmen sollen.“

Das ungewöhnliche Material Krabbenchips fesselt die Schüler*innen trotz oder gerade wegen des hohen Frustrationspotentials beim Arbeiten mit diesem enorm. Auf dem Boden steigt die Zahl der zerbrochenen Chips. An einem offenen Stück Decke mit Blick in die Versorgungsleitungen wächst nach und nach eine stille, poetische Arbeit, die große Verwunderung auslöst.

Sina Ebert positioniert sich direkt im Eingangsbereich der Schule mit einer großen neongrünen Plexiglasplatte, auf die eine vorbereitete Zeichnung übertragen wird. In einem zweiten Schritt wird das Liniengefüge in die Platte gefräst. Nach anfänglichem Zögern, die Schüler*innen aktiv in diesen Schaffensprozess mit einzubinden, entsteht schließlich ein Gemeinschaftswerk, an dem viele helfende Hände teilhaben dürfen. Die Unterschiedlichkeit der künstlerischen Ansätze in ihrer Offenheit erweist sich als vorteilhaft, sie öffnet sehr vielfältige Modi der Beteiligung und Anknüpfungspunkte, somit die Möglichkeit zu selbstbestimmter Teilhabe am Prozess.

Alle vier Künstler*innen entschließen sich, eines ihrer Werke in Absprache mit der Schulleitung an gemeinschaftlich ausgesuchten Plätzen im Kulturort Schule zu belassen. So bleibt eine Spur ihres Tuns an diesem ungewöhnlichen und bemerkenswerten Kulturort zurück.

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