Labyrinth – das Spiel

Filmprojekt „Labyrinth – das Spiel“ Eine 9. Klasse der Goethe-Realschule plus in Koblenz trotzt Corona Unser Kurzfilm handelt von einer erschreckenden Ungewissheit. Es ist ein unsichtbarer Gegner, gegen den die Schüler*innen im Film kämpfen. Sie müssen mit der Angst verhandeln, eingesperrt und voneinander isoliert zu sein und nicht zu wissen, was oder wer sie bedroht. Sie werden es nicht erfahren. Aber was sie im Film schaffen, das ist, durch Zusammenhalt einen Ausweg zu finden, ihre Grenzen zu überschreiten und sich gemeinsam zu befreien.Die vierundzwanzig Schüler*innen waren in der 8. Klasse, als wir begannen, ein Thema für unseren Kurzfilm zu entwickeln. Das Filmgenre war schnell gefunden. Viele Jugendliche reizt es, sich mit Ängsten und dem Unbekannten auseinanderzusetzen, und die Klasse entschied sich für ein Genre des psychologischen und subtilen Grauens. Das Thema der Gruppenzusammengehörigkeit wurde von der Klasse als schon immer problematisch empfunden, weshalb wir es zum Inhalt unseres Films erkoren. In einem Ping-Pong-Spiel, in dem die Ideen nur so durch den Raum flogen, entwickelten wir die Story und Schritt für Schritt die Dramaturgie der Geschichte und die Ausgestaltung der Rollen. Dann kam Corona über die Welt und wir mussten fürchten, das Projekt nicht weiterführen zu können. Was uns in die Hände spielte, war der Plot: eine Klasse wird von einer unsichtbaren Macht bedroht. Die Gruppe wird getrennt. Die geteilten Gruppen kämpfen sich durch ein menschenleeres Schulhaus, das labyrinthisch seine Form verändert, sodass die Schüler*innen die Orientierung verlieren. In einer der beiden Gruppen entwickeln technisch versierte Nerds einen Trick mithilfe der Whiteboard-Technik, um die merkwürdige Video-Überwachung durch Deckenkameras, die überall in der Schule installiert zu sein scheinen, auszutricksen, und sich dadurch schließlich wiederzufinden. Die Coronamaßnahme der Beschulung von Schüler*innen in zwei voneinander getrennten Klassengruppen und deren bedrückende Atmosphäre war zufälligerweise genau das, wovon wir erzählen wollten. Unsere Proben konnten weiterhin stattfinden, mit getrennten Gruppen. Trotzdem musste unser Projekt immer wieder durch Krankheitsfälle und Quarantänen stoppen und immer wieder musste neue Motivation gefunden werden. Der 14-minütige Kurzfilm „Labyrinth – das Spiel“ feierte in einem Screening vor Publikum am 11. Juli 2022 in der Schule Premiere. Nicole Heidel / Referenzkünstlerin / Generation K / 2022

Künstlerische Interventionen

Künstlerische Interventionen in den Schulalltag integrieren Goethe Realschule plus Koblenz Schüler*innen herauszufordern, mit ihnen auf eine gemeinsame Reise zu gehen, ihre Persönlichkeiten aufblitzen zu lassen, sie ihre Fähigkeiten jenseits des Unterrichtsstoffes erfahren zu lassen, ist Ziel meiner künstlerischen Interventionen in der Goethe-Realschule plus in Koblenz. In den gebauten, gezeichneten, gemalten, geschriebenen und erzählten Werken der Kinder und Jugendlichen steckt all das: darin werden ihre vielfältigen Potenziale und ihre Auseinandersetzung mit sich und der sie umgebenden Welt sichtbar. Im gemeinsamen Tun erkennen wir, was uns bewegt und beschäftigt. Die Schüler*innen wachsen über sich hinaus, stoßen auch an ihre Grenzen, erleben Frustrationen, aber vor allem finden sie Befriedigung im kreativen Ausdruck und Anerkennung in der Präsentation ihrer Werke in der Gruppe und vor Publikum. Das Atelier, das in der Goethe-Realschule plus zusammen mit Schüler*innen Anfang des Jahres renoviert und eingerichtet wurde, hat sich im Laufe des Schuljahres zu einem lebendigen Ort der Kunst und des kreativen Austausches entwickelt, das sowohl von wechselnden, als auch von regelmäßig stattfindenden Projekt-Gruppen von der 5. bis zur 9. Stufe besucht wird. Das Atelier ist kein Unterrichtsraum. Hier gelingt es besser, den Schulalltag zu vergessen und ganz einzutauchen in das künstlerische Arbeiten. Beispiele Künstlerischer Interventionen: Objekte aus Fundstücken montieren und die Objekte erzählen lassen: wir befragen das Fundstück, wir berühren es, erfassen dessen Materialität. Wir geben dem einzelnen Objekt einen subjektiven Wert, indem wir unsere Assoziationen mitteilen. Dann ordnen wir dem einen Objekt noch weitere Objekte zu. Und indem wir ihnen durch eigene Manipulation und durch Wicklung mit Draht und Schnur eine neue Gestalt und Bedeutung verleihen, fällt uns das Erzählen über die wundersame neue Skulptur in der Gruppe ganz leicht. Linoldrucke zum Thema „Was trennt und was verbindet?“: wir denken darüber nach, was uns voneinander trennt, wie zum Beispiel Streit und Neid, und was uns verbindet, wie zum Beispiel eine Entschuldigung. Aus dem Thema entwerfen wir ein Motiv, zeichnen eine kleine Szene oder entwickeln abstrakte Formen und ritzen das Motiv auf eine Druckplatte. Das Walzen mit Farbe auf Papier ist immer wieder ein spannender Moment für alle. Kreidemalereien mit Schablonentechnik „Fantastische Figuren in Fantastischen Welten“: die großformatigen Werke sind knallbunt, in ihnen springen, fliegen, flitzen und schlängeln bizarre Wesen in noch nie gesehenen Landschaften aus Traum-, Märchen-, und Geisterwelten. Schablonen werden entworfen und ausgeschnitten und die bunten weichen Künstlerkreiden auf das Papier gerieben. Es ist ein haptisches Erlebnis. Linien, Flächen und Formen finden wir von selbst zu einem großen Ganzen. Bildbetrachtung eines Gemäldes führt zu einer Erzählung: auf dem Whiteboard erscheint ein Gemälde. Wir betrachten, bestaunen und stellen Vermutungen darüber an, wer die Figuren sind und was sie dort tun. Wir stellen uns vor, was wäre, wenn das Bild ein Standbild aus einem Film wäre und der Film gleich weiterläuft. Die erfundenen nächsten Szenen sind so einfallsreich, tiefgründig, pointiert und brillant, wie die unterschiedlichen Persönlichkeiten in der Gruppe. Nicole Heidel / Referenzkünstlerin / Generation K / 2022

KIR ROYAL – KULTURORT SCHULE

KIR ROYAL – KULTURORT SCHULE Eine kollektive künstlerische Intervention von Studierenden der Kunsthochschule Mainz in und mit der Kanonikus Kir Realschule+Mainz 17. bis 20. Januar 2022   In der dritten Schulwoche des neuen Jahres sind Gäste der Kunsthochschule Mainz in der Schule, um der Schulgemeinschaft einen Einblick in künstlerische Arbeit und offenes kreatives Schaffen zu geben. Zahlreiche interessierte Schüler*innen schließen sich dem Team an, um gemeinsam die Schule als Kulturort zu begreifen und diesen mit zu gestalten. Deshalb bildet der Aufbau einer sich erst vor Ort entwickelnden Intervention (Eingriff) den Kern des Projektvorhabens. In den vier Tagen vor Ort kann die Kunst in den Kontext der Schule wirken, die Künstler*innen und Schüler*innen arbeiten in großer Selbstverständlichkeit zusammen, unterstützen sich in ihrem Tun und strahlen eine angenehme gegenseitige Offenheit aus. Die Arbeitsweisen und künstlerischen Zugänge der Studierenden sind sehr unterschiedlich: Simon Tresbach untersucht Formelemente und deren Wahrnehmbarkeit im urbanen Raum. Eine auf Forschung beruhende Werkreihe zu den Negativformen eines besonderen Typs von Betontischtennisplatten, der auch auf dem Gelände der Schule zu finden ist, wird fortgesetzt. Mit einem äußerst interessierten und tatkräftigen Schüler*innen-Team wird eine solche Negativform aus Beton gegossen und im Anschluss in Korrespondenz zur Tischtennisplatte positioniert. Die Materialbeschaffenheit des Betons, seine Widerständigkeit und besondere Haptik wirken ebenso als Katalysator für den Austausch wie die offene, bestärkende Art des jungen Künstlers gegenüber den Schüler*innen. Sophie Meurer ist Malerin. Eine Serie von Malereien mit kurzen Textfragmenten, Fragen und alltäglichen Floskeln nimmt sie mit in das Schulgebäude, um zu untersuchen, wie sich ihre Text - und Bildelemente im Kontext des schulischen Alltags und der Architektur verändern können, ob sich zum Beispiel neue Lesarten durch Platzierungen neben Hinweisschildern oder Aushängen ergeben. Für diese Untersuchung benötigt sie Unterstützung von Kenner*innen des Schulraums vor Ort. Die Schüler*innen empfinden es als wertschätzend, dass sie der Künstlerin bei der Erkundung des Gebäudes und bei der Entscheidung, wo die Arbeiten platziert werden könnten, hilfreich zu Seite stehen dürfen. Sie entdecken ihr schulisches Umfeld neu, äußern ihre Bedürfnisse und fühlen sich ernst genommen. Leonard Schlöders künstlerisches Interesse ist auf Prozessuales und Veränderbares gerichtet. In die Schule trägt er einen großen Sack frittierter Krabbenchips, die mehrfach angesägt sind, so dass sie sich mit Geduld als Module zusammenstecken lassen. „Im Rahmen des Projektes möchte ich meine ergebnisoffene Arbeitsweise an einem neuen Ort ausprobieren. Die Schule und ihre Akteure sollen hier zu einem Faktor werden, der den Entstehungsprozess der für dort geplanten Arbeit beeinflussen bzw. bestimmen sollen.“ Das ungewöhnliche Material Krabbenchips fesselt die Schüler*innen trotz oder gerade wegen des hohen Frustrationspotentials beim Arbeiten mit diesem enorm. Auf dem Boden steigt die Zahl der zerbrochenen Chips. An einem offenen Stück Decke mit Blick in die Versorgungsleitungen wächst nach und nach eine stille, poetische Arbeit, die große Verwunderung auslöst. Sina Ebert positioniert sich direkt im Eingangsbereich der Schule mit einer großen neongrünen Plexiglasplatte, auf die eine vorbereitete Zeichnung übertragen wird. In einem zweiten Schritt wird das Liniengefüge in die Platte gefräst. Nach anfänglichem Zögern, die Schüler*innen aktiv in diesen Schaffensprozess mit einzubinden, entsteht schließlich ein Gemeinschaftswerk, an dem viele helfende Hände teilhaben dürfen. Die Unterschiedlichkeit der künstlerischen Ansätze in ihrer Offenheit erweist sich als vorteilhaft, sie öffnet sehr vielfältige Modi der Beteiligung und Anknüpfungspunkte, somit die Möglichkeit zu selbstbestimmter Teilhabe am Prozess. Alle vier Künstler*innen entschließen sich, eines ihrer Werke in Absprache mit der Schulleitung an gemeinschaftlich ausgesuchten Plätzen im Kulturort Schule zu belassen. So bleibt eine Spur ihres Tuns an diesem ungewöhnlichen und bemerkenswerten Kulturort zurück.